Häufig gestellte Fragen
Vielleicht haben Sie schon das eine oder andere über das Bahnprojekt Harsewinkel — Gütersloh — Verl gehört und haben deswegen Fragen? Wir haben die häufigsten hier gesammelt und beantwortet:
1899 gegründet, darf die Teutoburger Waldeisenbahn nicht nur gewöhnliche Menschen und Waren durch den Kreis Gütersloh transportieren: 1965 ist majestätischer Besuch an Bord. Die englische Königin
Mehr als 40 Jahre später ergeben sich heute – bedingt unter anderem durch Bevölkerungswachstum, Verkehrswende und Klimawandel – ganz neue Mobilitäts-Bedürfnisse und Perspektiven.
Auch in Harsewinkel und Verl hat der Straßenverkehr enorm zugenommen. Damit Sie sicher und verlässlich mobil sind, profitieren Sie in Zukunft davon, dass die Schiene nicht von den Verhältnissen im Straßenverkehr abhängig ist – ein dickes Plus an Lebensqualität. Das gilt ganz besonders zu den Hauptverkehrszeiten und mit Ausblick auf weiter ansteigende Einwohnerzahlen. Hinzu kommen die folgenden Punkte:
- Umwelt: ein funktionierender Schienenpersonennahverkehr ist eine Grundvoraussetzung für die angestrebte Verkehrswende
- lt. Gutachten wird eine Einsparung von 6,028 Millionen gefahrenen Auto-km prognostiziert – pro Jahr
- langfristig: Umgestaltungsmöglichkeiten von urbanen Lebensräumen durch deutliche Entlastung des Straßenverkehrsaufkommens und damit einhergehend die Parkplatzsituation, das bedeutet: mehr Lebensqualität
Im Jahr 2018 hat der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe eine so genannte ›Standardisierte Bewertung‹ durchführen lassen. Eine solche wird durchgeführt, um bei verschiedenen Projekten mittels des immer gleichen Verfahrens ein vergleichbares und aussagekräftiges Ergebnis über den volkswirtschaftlichen Nutzen zu erhalten. Dieses wird über einen Nutzen-Kosten-Faktor ausgedrückt, der einen Wert größer als 1 aufweisen muss. Das Verfahren stellt die Grundlage für die Aufnahme in den sog. ÖPNV Bedarfs- und Infrastrukturfinanzierungsplan dar, in die das Land Nordrhein-Westfalen Projekte aufnimmt und finanziell fördert. Nur durch die Förderung des Landes können solche Projekte i.d.R. realisiert werden, ohne dass die kommunalen Kassen belastet werden.
Die Kosten der Reaktivierung werden nach aktuellem Stand (August 2019) auf 34,5 Millionen Euro geschätzt – inklusive Sanierung der Gleise und technische Aufrüstung der Signal- und Sicherheitsanlagen. Weil das Land NRW einen hohen Anteil der Kosten übernimmt, müssen die drei Städte Harsewinkel, Gütersloh und Verl keine Zuschüsse leisten. Als Eigner und Bauherr der Infrastruktur trägt das Unternehmen Captrain das wirtschaftliche Risiko.
Die Beschlüsse zur Aufnahme in den ÖPNV-Bedarfsplan und den Finanzierungsplan NRW liegen vor, nun beginnt die technische Aufrüstung der Bahnstrecke. Der Start des Personennahverkehrs ist für Ende des Jahres 2027 geplant.
Ja – aber das ist nicht das Ende des Weges: Sie haben an mehreren Haltestellen die Möglichkeit, in Busse sowie in andere Nah- und Fernzüge umzusteigen. Von Harsewinkel aus erreichen Sie Versmold, aus Verl kommen Sie weiter nach Schloß Holte-Stukenbrock und Hövelhof, und in Gütersloh haben Sie Anschluss an das Netz der Deutschen Bahn.
Für die Zukunft sind weitere Haltepunkte oder eine Verlängerung der Bahnstrecke an beiden Enden keinesfalls ausgeschlossen. Sowohl die politischen Beschlüsse als auch die verfügbaren Finanzmittel berücksichtigen im aktuellen Verfahren allerdings ausschließlich die hier dargestellte Strecke mit den entsprechenden Halten. Hinweise zu weiteren Bedarfen können Sie dennoch gern an die unten angegebene Kontaktadresse senden.
Es wird insgesamt 9 Halte geben:
Harsewinkel
- Bahnhof
- Marienfeld
Gütersloh
- Blankenhagen
- Hauptbahnhof
- Carl-Miele-Straße
- Die Welle
- Spexard
Verl
- Eiserstraße
- Bahnhof
Die Bahnsteige werden als Seitenbahnsteig mit einer Länge von 110 Metern, einer Breite von 2,75 Metern und einer Höhe von 76 cm über der Schiene für den barrierefreien Einstieg gebaut. In Verl wird ein Mittelbahnsteig geprüft, um eine spätere Verlängerung des Personenverkehrs nach Hövelhof offenzuhalten.
Alle neuen Haltepunkte/Bahnhöfe sollen soweit wie möglich die Funktion einer Mobilstation übernehmen. Das bedeutet, dass neben dem reinen Zugang zum Zug auch Flächen für andere Verkehrsträger wie bspw. Fahrrad oder Carsharing sowie einige PKW-Parkplätze geplant werden. Selbstverständlich wird auch die Verknüpfung zum städtischen und regionalen Busverkehr mitgedacht. Auch Serviceeinrichtungen wie bspw. Packstationen sind denkbar. Grundsätzlich soll die Aufenthaltsqualität durch ausreichend Sitzgelegenheiten und eine ansprechende Grünflächengestaltung möglichst hoch gestaltet werden. Je nach Anforderung, die sich aus dem Umfeld und der Funktion des jeweiligen Haltepunkts ergibt, sowie der zur Verfügung stehenden Fläche, werden die einzelnen Stationen individuell geplant.
In Gütersloh Hauptbahnhof werden die Züge aus Richtung Verl und Harsewinkel (in dieser Reihenfolge) kurz hintereinander am gleichen Gleis einlaufen. Die Ausfahrt erfolgt dann in umgekehrter Reihenfolge ebenfalls kurz hintereinander. Der Fahrplan sieht vor, dass die Züge dabei stets dieselbe Position einnehmen, es also zu keiner Verwechslung der Fahrtrichtung kommen kann. Fahrgäste sollten sich dennoch an den Zugziel-Anzeigetafeln an den Zügen orientieren.
Die Haltepunkte sind im Rahmen eines Fachgutachtens festgelegt worden. Sie haben sich als Standorte mit dem größten Potenzial für Aus- und Zustiege erwiesen. Sie erschließen allein im unmittelbaren fußläufigen Radius von einm Kilometer rund 45.000 Einwohner_innen und 26.000 Arbeitsplätze. Durch eine Verknüpfung mit dem Busverkehr können auch Standorte wie arvato und nobilia angeschlossen werden, die nicht in fußläufiger Entfernung zu einem Haltepunkt liegen.
Die Züge fahren voraussichtlich Montag bis Freitag ab etwa 5 Uhr, samstags ab 7 Uhr, an Sonn- und Feiertagen ab 8 Uhr und immer bis 23 Uhr. Die genauen Bedienzeiten sollen sich auch an den Arbeitszeiten der zahlreichen Arbeitnehmer entlang der Strecke richten. Daher stimmen wir den Fahrplan auch mit Ihnen und Ihren Arbeitgebern ab.
Die Bahn auf der Strecke Harsewinkel — Gütersloh — Verl fährt im Stundentakt in jede Richtung mit streckenweise bis zu 80 km/h.
Eine Bahnfahrt auf der Strecke Harsewinkel — Gütersloh — Verl wird genauso viel kosten wie eine Fahrt mit dem Bus. Für alle öffentlichen Verkehrsmittel gilt der WestfalenTarif. Mit dem neuen, NRW-weit eingeführten Tarif eezy.NRW können Sie einfach per digitalem check in/check out via Smartphone komfortabel reisen. Der Preis berechnet sich anhand der zurückgelegten Strecke auf Basis der Luftlinie zwischen Start und Ziel, sodass Grenzen von Verkehrsverbünden oder Tarifzonen innerhalb von NRW für Sie keine Relevanz mehr haben. Weitere Informationen erhalten Sie unter https://eezy.nrw/de/
Die zukünftigen Fahrzeuge weisen eine Kapazität von 160 Sitzplätzen auf, hinzu kommen die Stehplätze. Sie halten auch Mehrzweckbereiche für die Mitnahme von Fahrrädern, Kinderwagen oder Rollstühlen bereit. Die eingesetzten Züge werden nach den neuesten eisenbahnrechtlichen Vorschriften zugelassen sein. Dabei liegt ein wesentliches Augenmerk auf Lärmemission, Sicherheitsstandard und Fahrgastkomfort. Die modernen, alternativ angetriebenen Fahrzeuge vom Typ ›Civity BEMU‹ des spanischen Herstellers CAF setzen neue Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit: Anders als klassische elektrisch betriebene Züge verfügen sie über Akkus, mit denen nicht elektrifizierte Streckenabschnitte lokal emissionsfrei überbrückt werden können. Ihre Batterien wieder aufladen können die Fahrzeuge stationär oder in Abschnitten mit vorhandener Oberleitung.
Die Fahrten der Schnellbus-Linie 71 zwischen Harsewinkel und Gütersloh sowie die der Linie 73 zwischen Verl und Gütersloh entfallen nur dann, wenn die Bahn auf der Strecke Harsewinkel — Gütersloh — Verl fährt. Erschließungsfahrten im Busnetz und Busfahrten außerhalb des Zugbetriebes bleiben bestehen. Leistungen im Busbereich, die zukünftig entfallen, werden allerdings das bestehende Angebot auf den Linien 71 und 73 auf den Abschnitten Versmold–Greffen–Harsewinkel sowie Hövelhof–Kaunitz–Verl ergänzen. So wird dann von Versmold bis Gütersloh ein durchgehender Regionalbus im Stundentakt und zur anderen halben Stunde ein Schnellbus im Stundentakt mit Anschluss an den SPNV am Bahnhof Harsewinkel fahren. Andere eingesparte Leistungen werden in eine Ergänzung der Angebote auf der Linie 73 zwischen Kaunitz und Verl investiert.
Die konkreten Linienführungen des Busverkehrs ab Inbetriebnahme der Bahnstrecke Harsewinkel — Gütersloh — Verl befinden sich derzeit in der Abstimmung.
Insgesamt 21 Bahnübergänge auf privaten Wegen und Feldzufahrten werden „entwidmet“, also: geschlossen. Die verbleibenden 55 werden mit modernen Lichtzeichenanlagen mit Halbschranken ausgestattet. So wird die Sicherheit erhöht und die lauten Pfeifsignale entfallen.
Informationen zum aktuellen Planungsstand für einen bestimmten Bahnübergang können Sie direkt beim Unternehmen Captrain erfragen, das die Planungen durchführt: Henrik.Wilkening@captrain.de
Die Bahnübergänge, die geschlossen werden sollen, sind im Wesentlichen Feldzufahrten und Privatwege. Mit langen Umwegen müssen Sie deswegen nicht rechnen, da der nächste Bahnübergang in der Regel nicht weiter als 300 Meter entfernt ist.
Die Schrankenschließzeiten werden entsprechende Auswirkungen auf die kreuzenden Straßen haben. Unter Berücksichtigung aller Projektbeteiligten werden Lösungen erarbeitet, die die Wartezeiten für alle anderen Verkehrsteilnehmer (Fußverkehr, Radverkehr, Motorisierter Individualverkehr) möglichst gering ausfallen lassen.
Darüber verkürzen sich aber die Fahrzeugschlangen an den Schranken, weil täglich mehrere Tausend Fahrgäste die Bahn statt das Auto nutzen. In Harsewinkel lässt sich durch die neue Bahnverbindung theoretisch — rechnerisch auf Grundlage von täglich 3.100 Fahrgästen — täglich rund ein Kilometer Stau einsparen, in Verl rund 1,2 Kilometer und in Gütersloh sogar rund 4,4 Kilometer; nicht nur an den Bahnübergängen, sondern auch an jeder Ampel und auf jeder Straße in den Stadtgebieten.
Zukünftig werden sich Güter- und Personenverkehrszüge die Strecke teilen. Tatsächlich ist es sogar so, dass die Infrastruktur für den Güterverkehr auf lange Sicht durch die Reaktivierung gesichert wird – ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den Kreis.
Die Gleisinfrastruktur der TWE ist darauf ausgelegt, dass auch tagsüber die Bedienung des Schienengüterverkehrs möglich ist. Dadurch wird eine erzwungene Verlegung in die Nachtstunden vermieden. Grundsätzlich ist der Zugverkehr rund um die Uhr möglich.
Nein, das müssen Sie nicht. Für den Betrieb werden geräuscharme so genannte ›BEMU-Fahrzeuge‹ eingesetzt (siehe die Frage: Was werden die neuen Fahrzeuge leisten?). Außerdem entfallen durch Modernisierungen der Bahnübergänge die lauten Pfeifsignale.
Zum jetzigen Zeitpunkt steht noch nicht fest, welches Verkehrsunternehmen den Betrieb der Strecke zukünftig übernehmen wird. Da parallel zur geplanten Inbetriebnahme der Strecke die Verkehrsverträge für angrenzende Netze auslaufen, wird der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe als Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs eine entsprechende (europaweite) Ausschreibung rechtzeitig durchführen.
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